Übernehmen jetzt die Computer das Regime?

Der Mensch als Maschine. Stirbt die Menschheit in ihrer jetzigen Form aus? Und kommt jetzt als nächster Evolutionsschritt der Neo-Mensch mit Chip im Hirn? – Für Transhumanisten wäre dies wohl eine logische Entwicklung. Sie denken nämlich darüber nach, wie sich die Grenzen der menschlichen Existenz mit technologischen Mitteln und Verfahren erweitern lassen.

Neu ist das nicht. Seit den 1920er-Jahren gab es immer wieder einmal Visionen, wie der Mensch mithilfe der Technik „optimiert“ werden könnte. Die Transhumanistinnen und -humanisten halten die Zeit jetzt allerdings endgültig für gekommen. Befindet sich der analoge Mensch also auf dem absteigenden Ast und kommt jetzt eine neue Spezies von digitalen Supermenschen?

Bevor wir uns vor Angst in der Höhle verkriechen: Dass Menschen (technische) Hilfsmittel entwickeln und nutzen, macht ja gerade das Menschsein aus. So gesehen ist der Computer nichts anderes als die Keule der Steinzeitmenschen vor 40.000 Jahren. Und die Implantation eines Herzschrittmachers ist dann auch nur eine moderne Form eines Kräutertees. – Computer und andere technische Errungenschaften bestimmen immer mehr unser Leben und es ist schon lange nicht mehr sinnvoll, zwischen digitaler und analoger Welt zu unterscheiden. Unsere Realität wird von beiden bestimmt.

Das Neue bei den selbsternannten Transhumanistinnen und -humanisten ist, dass es nicht reicht, sie in eine Ecke mit irgendwelchen Spinnern zu stellen. Im Gegenteil: Einer ihrer Vordenker ist Raymond Kurzweil, technischer Leiter bei Google. Das bedeutet, hier ist viel Geld und ebenso viel Entschlossenheit im Spiel. Und in den USA gibt es inzwischen eine transhumanistische Partei mit nicht zu unterschätzendem Einfluss. Schließlich werden Milliarden von Dollar in entsprechende Forschungsprojekte investiert, teils infolge von Lobbyismus der Transhumanistinnen und -humanisten und unabhängig davon allein schon durch den allgemeinen Fortschrittsglauben. Genetik, Nanotechnologie, Neurologie, Kybernetik, Robotik – all dies sind Bereiche mit ungeheurer schnellen Entwicklungsschritten und ungeahntem Entwicklungspotenzial und darüber hinaus handelt es sich hier um globale Milliardenmärkte. Da ist es nur konsequent, dass die Transhumanistinnen und -humanisten glauben, dass am Ende eine Verschmelzung von Mensch und Maschine steht.

Doch so weit ist es noch nicht. Bislang haben sich die Transhumanistinnen und -humanisten eher im Hintergrund gehalten, spätestens mit der Parteigründung in den USA stehen sie nun auch in der Öffentlichkeit – und damit wird auch der Widerstand wachsen. Wenn eine Gefahr besteht, dann ist es die, dass die Transhumanistinnen und -humanisten lange nicht ernst genommen wurden, eben weil man ihre Thesen für Hokuspokus hielt. Doch das ist es nicht: Viele Menschen (und eben auch Politikerinnen und Politiker) glauben, sich mit bestimmten Fragen heute noch nicht befassen zu müssen. Doch die technische Innovation ist schnell – für viele zu schnell. Wenn wir in die Zukunft denken, berücksichtigt kaum jemand die Tatsache, dass der Fortschritt exponentiell verläuft. Anders gesagt: Der Fortschritt im 20. Jahrhundert galt als rasant – im 21. wird er noch viel, viel schneller sein. Da hilft es nicht, den Kopf in den Sand zu stecken.

Mit den Fragen von morgen – wie dem sogenannten Transhumanismus – hätten wir uns eigentlich schon gestern befassen müssen. Mit Chip im Hirn würden wir jedenfalls schneller reagieren.

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Thomas Schmidt, Medien- und Kompetenzexperte entwickelt seit mehr als 15 Jahren mit der Agentur Helliwood Bildungsinitiativen und -programme im Themenfeld digitale Medien. Er vermittelt auf eine eigene Art die faszinierend einfache Botschaft, dass wir alle mit unseren ureigenen Stärken in der Lage sind, in einer voll digitalisierten Welt zu bestehen.

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