Angesichts der steigenden Zahl von Corona-Infizierten stellen Schulen und Kitas in Deutschland stufenweise ihren Betrieb ein. Parallel arbeiten viele an Lösungen, wie Schülerinnen und Schüler und natürlich auch ihre Lehrkräfte in der Zeit der Schulschließung über digitale Medien unterrichten können.
Schulministerien geben kaum für mögliche gehaltene Empfehlungen für digitale Kollaborationsplattformen der Big Five. Und auf Twitter wird jeder Tweet gehypt, in dem von Jungen und Mädchen erzählt wird, die mal schnell nebenbei eine Chatkanal für alle aufgemacht haben. Alles endet mit der These, dass Corona wohl mehr für digitale Bildung bewegen wird, als alle anderen Initiativen zuvor.
Ich möchte kurz erläutern, warum die Idee, jetzt einfach über digitale Plattformen den „Schulbetrieb“ aufrecht zu erhalten, zu kurz greift:
- Offensichtlich ist, dass die meisten Lehrkräfte keine Erfahrung mit einer Form von „Fernunterricht“ haben, die jetzt nötig wäre. Das liegt daran, dass sich die übliche Form von Präsenzunterricht nicht einfach digital und Online fortführen lässt.
- Grundschulen sind in Deutschland überhaupt nicht auf „Remote Learning“ vorbereitet und dies erfordert eine gute Einbindung der Eltern, womit sich bekanntermaßen Schulen oft schwer tun.
- Überall werden bereits Listen mit digitalen Tools zusammengestellt, die digitales Lernen ermöglichen sollen. Abgesehen von netten Apps und Tools zum entdeckenden Lernen sind auch Kollaborationsplattformen wie Microsoft Teams dabei. Nur die Organisation von Unterricht, z.B. via Teams, erfordert eine sehr gute strukturelle Planung. Die Idee, die Lehrkräfte klappen morgens ihren Laptop auf und sind dann für alle einfach da, ist so wenig zielführend, wie das Verteilen von Arbeitskopien und Wochenplänen.
- Der vierte Punkt ist aber noch viel entscheidender. Für die Schülerinnen und Schüler ist die Schließzeit bis zu den Osterferien erst einmal eine Verlängerung der Ferien. Sie werden auf die klassischen Fächer so wenig Lust haben, wie wir auf eine Tröpfchenparade im ÖPNV. Und glaubt wirklich jemand daran, dass die Schülerinnen und Schüler nicht in der Lage sind, den Mute-Button zu drücken und trotz virtueller Anwesenheit munter nebenher zocken und chatten?
- Leider haben auch die Schülerinnen und Schüler keine Erfahrung mit selbstgesteuertem Lernen. Jetzt rächt sich das Bulimie-Lernen. Denn weiter als einen Vortrag zu Hause via Präsentationssoftware zu erstellen, sind sie nicht gekommen.
Und nun, Kopf in den Sand? Nein, ich denke es gibt gute Möglichkeiten durchdacht Unterstützung anzubieten:
- So kann man für die Schulen, die Office 365 und Teams schon nutzen, anbieten, bei der Einrichtung geeigneter Strukturen zu helfen um aktiv und erfolgreich Remote Learning anzuschieben. Die Beispiele werden dann sicher Schule machen.
- Wir könnten und sollten auch prüfen, ob nicht Videoplattformen wie Twitch und Mixer geeignet sind, Präsenzveranstaltungen zu spannenden Themen für tausende zugleich anzubieten. Gerade für Grundschulen würde sich dies zusammen mit angekündigten Spezialsendungen des Kinderkanals anbieten.
- Und mehr noch, wir könnten, mal abgesehen von den Abiturjahrgängen, spannende Themen, bei denen sich digitale Medien besonders anbieten, in den Vordergrund stellen. Also: Programmieren lernen, mathematische Simulationen nutzen, Texte schreiben und publizieren, in Minecraft eine neue Welt bauen und vieles mehr.
Wenn uns persönlich also Corona nicht daran hindert, dann nur Mut. Wir können schon morgen mit den ersten Angeboten beginnen. Die Sicherheitsvorkehrungen gelten übrigens erst einmal bis zum 19. April 2020.