Raus mit den Computern aus der Schule? Warum?

Vor einigen Wochen gab es auf sueddeutsche.de ein Interview zum Thema Digitalisierung in der Schule. Gesprächspartner war Gerald Lembke und er hatte eine klare Botschaft: Für Kinder unter zwölf Jahren sind Computer in der Bildung kontraproduktiv. Sein Buch „Die Lüge der digitalen Bildung“ illustriert seine Position nun auf 256 Seiten.

Gerald Lembke kann natürlich nicht verhindern, dass Kinder unter zwölf Jahren digitale Medien nutzen (Wie auch, leben wir doch alle in einer digitalen Gesellschaft). Doch in Kindergärten und Schulen müsse man ihnen die Bedienung von digitalen Medien nicht beibringen – mehr noch – hier stören diese nur beim Wachsen und Lernen. Doch er argumentiert am Kern vorbei. Denn der Einsatz von digitalen Medien dient schon lange nicht mehr der Vermittlung von Bedienkompetenz, sondern der Bereicherung von Lernprozessen, oder der Förderung von Sprachkompetenz und schlussendlich dem souveränen (altersgerechten) Umgang mit digitalen Medien.

Nach meiner Erfahrung bieten digitale Medien für den Einsatz im Unterricht mit Kindern enorme Potenziale, um Lerninhalte anschaulich und lebendig zu vermitteln und um Kindern die Möglichkeit zu geben, Lerninhalte selbstständig zu erkunden und zu entdecken. Und warum sollten wir dieses Potenzial in Bildungseinrichtungen nicht nutzen?

Auch darauf hat Gerald Lembke eine klare Antwort: „In der Bildung sind solche Geräte im jungen Alter kontraproduktiv, weil sie den Fokus von den eigentlich wichtigen Dingen ablenken.“ Zur Illustration dieser Aussage führt er einerseits eine Analyse zu Super RTL im TV und seine zwanzigjährigen Studierenden an, die ihre Laptops in der Vorlesung vor allem für Facebook brauchen und nur am Rande fürs Mitschreiben. Eigene Erfahrungen oder die Analyse von gelingenden Beispielen – Fehlanzeige. Nur weil sich jungen Menschen von Facebook & Co. ablenken lassen, funktioniert der Einsatz von digitalen Medien in Bildungsprozessen nicht? Ist das plausibel? Nein das ist propagandistisch und manipuliert die eigentlich wichtigen Kräfte in unserer Gesellschaft.
 

Ein gelingendes Beispiel, die Initiative code-your-life.org von Microsoft.

 
Ein letzter Gedanke noch. O-Ton Gerald Lembke: „[…] Vor dem 12. Lebensjahr haben Kinder in der Schule nicht auf Tablets herumzuwischen. Sie sollen schreiben, anfassen, die physische Welt kennenlernen. […]“ – Dazu habe ich nur folgende Fragen: Schließt das eine das andere denn aus? Warum tut er so, als gäbe es nur ein Entweder-oder, wo es doch einfach auch ein Sowohl-als-auch sein kann? Und werden nicht seit vielen hundert Jahren Medien in Lernprozessen erfolgreich eingesetzt. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt…

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