Es ist ein sonniger Tag, zwar kalt aber man spürt, dass die Natur zu neuem Leben erwachen will. Ich stehe an der Türschwelle und schaue hinaus in den Garten. Ich ziehe meine Laufschuhe an und atme tief durch. Knapp drei Monate nach meiner doch sehr viel schwerwiegenderen Verletzung (Abriss Quadrizepssehne), bin ich bereit für meinen ersten Lauf im Freien.
Ich laufe los, meine Muskeln sind noch immer schwach und meine Ausdauer eher mäßig. Jeder Schritt jenseits des Gehens schmerzt im Knie, doch ich laufe weiter. Denn mein Ziel ist es, wieder vollständig zu genesen und irgendwann wieder schmerzfrei joggen zu können.
Rehabilitation ist ein langer und mühsamer Prozess. Sie erfordert Geduld (habe ich wohl nicht), Durchhaltevermögen und vor allem eine positive Einstellung. Die körperliche Rehabilitation ist jedoch nur ein Teil der Genesung. Es geht auch darum, mentale Stärke, Selbstvertrauen und Trittsicherheit in schwierigen Geländen und vor allem auf Treppen wieder zurückzugewinnen.
Jeder, der jemals eine solche Verletzung hatte, weiß, wie frustrierend es sein kann, nicht in der Lage zu sein, die Dinge zu tun, die man früher problemlos tun konnte. Die Frage, ob ich jemals wieder schmerzfrei joggen werde oder am Strand knien und mit Genuss buddeln, bleibt unbeantwortet. Es ist eine Unsicherheit, die ich nicht gerne akzeptieren möchte, aber wohl muss.
Aber es gibt auch gute Nachrichten. Mit der richtigen Rehabilitationsstrategie und durch effektive Erholungsphasen (wie gerade absolviert) kann man schneller und effektiver wieder zurückkommen. Von professionellen Sportlern bis hin zu Hobbyjoggern gibt es viele, die eine erfolgreiche Genesung hinter sich haben. Und nicht zu unterschätzen die jederzeit spürbare Unterstützung, angefangen von Familie, Freunden und Kolleg:innen, bis hin zu medizinischen Fachleuten wie Physiotherapeut:innen und Ärzten. Alles Bausteine die helfen, den Genesungsprozess zu beschleunigen.
Und was ist eigentlich mit der Versicherung? Natürlich nix, verrückt gerade da nicht klar ist, ob „alles wieder gut wird“. Zum Glück muss ich mir um die finanzielle Situation keine Sorgen machen, konnte dank großartiger Unterstützung schon 3 Tage nach der OP wieder ins Büro – aber es ist auch wichtig, sich nicht davon abhalten zu lassen, weiterhin an der Regulierung des Unfalls zu arbeiten.
Insgesamt, so sagen es viele, ist die Rehabilitation eine Chance, den Körper und den Geist auf eine höhere Ebene zu bringen. Es ist eine Gelegenheit, die eigenen Grenzen neu zu definieren und stärker zurückzukommen. Und wer weiß, vielleicht werde ich am Ende möglicherweise langsamer als zuvor laufen, ich werde es aber ganz sicher viel mehr schätzen.