Im Internet ist immer mehr Müll. Irgendwer muss da aufräumen, zumal ständig neuer Müll hochgeladen wird. Gemeint sind damit nicht überflüssige, aber letztlich eher harmlose Pseudoinformationen, sondern Bilder und Videos mit Gewalt und Pornografie der übelsten Sorte. In den großen sozialen Netzwerken sind solche Bilder und Videos allerdings so gut wie nie zu finden. Das haben wir nicht dem Zufall und auch keiner Bilderkennungssoftware zu verdanken, sondern den Menschen, deren Arbeit es ist, sich den ganzen Tag den besagten Müll anzuschauen und ihn zu löschen. – Das sind sogenannte Content-Moderatorinnen und -Moderatoren. Die schauen sich jeden Tag Gewaltvideos und dergleichen an und filtern das aus den sozialen Medien heraus, was dort auf keinen Fall hingehört. Über alles, was automatische Filter nicht erfassen, muss letztlich ein Mensch entscheiden – und das ist wirklich kein schöner Job. Tatsächlich sind die Arbeiterinnen und Arbeiter teils ernsthaft traumatisiert. Man will gar nicht wissen, was sich die Content-Moderatorinnen und -Moderatoren alles anschauen müssen, jeden Tag acht Stunden lang.
Viele Nutzerinnen und Nutzer sozialer Medien wissen nicht, dass es diese Content-Moderatorinnen und -Moderatoren gibt – noch weniger bekannt ist, dass sie oft auf den Philippinen arbeiten. Nach welchen Kriterien da über die Inhalte entschieden wird, weiß übrigens kein Mensch – dazu schweigen sich die Auftraggebenden beharrlich aus.
Bekannt ist, dass rund 150.000 Menschen auf den Philippinen in dieser Branche arbeiten. Wie es den Menschen dabei geht, sich den ganzen Tag Schockbilder und -videos anzuschauen, kann man allenfalls nur erahnen. Die Arbeiterinnen und Arbeiter berichten davon, dass sie die Bilder kaum aus ihren Köpfen bekommen und viele geben den Job bald wieder auf.
Doch warum wird diese Arbeit ausgerechnet auf den Philippinen erledigt? Ganz einfach: In den USA oder Deutschland wäre es deutlich kostspieliger. Obendrein gäbe es bei dieser, tatsächlich ja unzumutbaren Arbeit, schnell Ärger mit Gewerkschaften und sicher auch bald einige Klagen vor Gericht. Und es gibt noch einen Grund, der aus Sicht der Konzerne für die Philippinen spricht: Die philippinische Bevölkerung besteht zu 90 Prozent aus Christinnen und Christen und hat damit einen ähnlichen gesellschaftlichen Kodex wie die Nutzerinnen und Nutzer aus den USA und Europa.
Insgesamt wissen wir wenig über die Arbeit der Content-Moderatorinnen und -Moderatoren und den Vorgaben der Internetkonzerne, die beim Ausmisten zur Anwendung kommen. Nur eines ist klar: dass all das Löschen niemals endet und dass jeden Tag neuer Müll hinzukommt.