Mein Nachbar versucht Jesper Juul

Mein Nachbar Jürgen hat ja zwei Teenager-Kinder, weshalb das Thema Mediennutzung in der Familie natürlich ein Dauerbrenner ist. Er ist immer auf der Suche nach guten Tipps, wie sich der Medienkonsum bei den Kindern steuern lässt, ohne dass es immer gleich Stress und Streit gibt. Jetzt hat er gerade einen Artikel gelesen, der ihn wohl doch etwas zum Nachdenken gebracht hat, denn da ging es offenbar mehr um die Eltern als um die Kinder.

Gelesen hat Jürgen den Artikel „Smartphones haben auf der Familieninsel nichts zu suchen!“ von Jesper Juul, dem bekannten dänischen Familientherapeuten. In dem Beitrag steht interessanterweise nicht die Frage im Mittelpunkt, was die Mediennutzung der Kinder für Folgen haben kann, sondern was die Mediennutzung der Eltern mit den Kindern macht. Auf jeden Fall ein sehr lesenswerter Beitrag, der tatsächlich ein paar neue Blickwinkel eröffnet.

Jürgen war an den ganzen beziehungstechnischen Erörterungen jetzt nicht ganz so sehr interessiert. Er wollte lieber ein paar praktische Empfehlungen haben. Die gibt es in dem Artikel aber auch. Und so erzählte er mir, dass die Familie jetzt diese Testphase angefangen hat, die Jesper Juul empfiehlt. Eine Maßnahme, die für Familien vorgeschlagen wird, ist:

„Das gesamte Morgenritual ist telefonfreie Zone und die gleichen Regeln gelten für die Zeit von einer halben Stunde vor dem Abendessen bis zur Schlafenszeit der Kinder. Basteln Sie eine originelle Schachtel im Eingangsbereich, wo jeder sein Telefon während der telefonfreien Zeit deponieren und aufladen muss.“

Das mit dem Basteln war für den Architekten Jürgen natürlich kein Problem. Der Rest dann irgendwie schon. Denn wie so viele Erwachsene ist auch er inzwischen ein kleiner Smartphone-Junkie. Die Folge ist, dass Jürgen jetzt fieberhaft nach irgendwelchen Tricks sucht, wie er zwischen Abendbrot und Schlafenszeit der Kinder (was ja ziemlich spät ist, weil die ja schon groß sind) heimlich an sein Telefon rankommen könnte. Und dass er mich in dieser Sache um Rat fragt.

Ich glaub, Jürgen hat den Artikel nicht verstanden.

Mein Name ist Wapoid Tompson und das hier ist mein ganz persönliches #Neuland. Sie kennen mich vielleicht schon aus dem Buch „#Neuland – 40.000 Jahre Medienkompetenz“. Dort durfte ich ein bisschen Hilfestellung geben, wenn es um Fragen des digitalen Lebens ging.

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