Die nehmen mir die Farben weg und machen dann auch noch damit, was sie wollen! Rot ist rot und schwarz ist schwarz, das war ja noch eine klare Sache. Ich sehe ja ein: Für Parteien ist es wichtig, schnell wiedererkannt zu werden und möglichst ganz anders auszusehen als die Konkurrenz.
Und wenn die Parteifarben dann noch das, im wahrsten Sinne des Wortes, passende Image vermitteln, ist für sie alles paletti. Wenn der Lack der Partei aber ab ist und die Wahlergebnisse nicht mehr stimmen, dann wird gern das Corporate Design gewechselt. – Wie sollen die Wähler denn da noch Farbe bekennen?
Nachdem die SPD ja schon ordentlich herumexperimentiert hat und das berühmt SPD-Rot immer heller geworden ist und sich immer mehr Lila reingemischt hat, hat die FDP nun einen, wie soll man sagen, interessanten Farbwechsel hingelegt: Die Partei präsentiert sich jetzt nicht mehr nur in Blau und Gelb, sondern obendrein in Magenta – was allerdings nur den Eingeweihten ein Begriff ist. Der weniger Farbkundige rätselt wahrscheinlich, ob es denn nun Pink, Lila oder was auch immer für eine Farbe sei. Manche machen es sich einfach und meinen, das sei doch die gleiche Farbe wie die von der Telekom. Wie auch immer: Das Ganze soll wärmer wirken als das kühle Gelb und Blau. Na, mal gucken, ob das klappt.
Übrigens haben die Parteifarben ihre Wurzeln im antiken Rom, quasi gefühlte Steinzeit. Dort veranstalteten die Adelshäuser, die miteinander im Clinch lagen, spektakuläre Wagenrennen. Damit klar war, wer denn nun wer ist, hatten alle Wagen unterschiedliche Farben. Und Kaiser Nero galt als großer Fan dieser Wettkämpfe, er trat sogar selbst in grünem Kostüm zum Rennen an. – Nero war also der erste Grüne der Geschichte! Da kann Joschka aber einpacken!
Farben zeigen also an, wer zu wem und wohin gehört und wer nicht. So wissen wir sofort: Aha, das ist ein Roter, Brauner oder Schwarzer. – Wenn Sie sich zum Spaß einmal die Websites von den Ortsvereinen der verschiedenen Parteien oder Politikern aus der zweiten und dritten Reihe anschauen, werden Sie Ihr blaues (oder vielmehr buntes, manchmal auch schwarzweißes) Wunder erleben: Diese Seiten stammen aus einem anderen Jahrhundert, zumindest sehen sie oft so aus. (Und ich meine nicht das 22. Jahrhundert.)
Damit diese gut gemeinten #Neuland-Präsentationen wenigsten einen halbwegs seriösen Eindruck machen, stellen die Parteien ihren Mitgliedern und Unterstützern ja sogar ihr Corporate Design zur Verfügung und geben Tipps für den Aufbau von Websites. Das ist wirklich mal eine gute Idee! Bei manchen Ortsvereinen (ich sage nur FDP Nordfriesland) dauert es allerdings etwas länger, bis sie merken, dass der Wind sich gedreht hat beziehungsweise dass sich die Farben geändert haben. Naja, vielleicht wollen die auch nur eine Verwechslung mit dem großen „T“ vermeiden …