Cloud-Atlas dringend gesucht

Die Datenwolken am Himmel über Deutschlands Schulen werden immer dichter. Sogenannte Schul-Clouds sollen bei der Digitalisierung der Schulen das leisten, was wir vom Cloud Computing bei der Digitalisierung des Alltags schon kennen. Seitdem die Bundesregierung im März 2018 beschlossen hat, eine gemeinsame Cloud-Lösung für die Schulen zu schaffen, machen viele Player mächtig Dampf bei der Konzeption und Einrichtung dieser Clouds.

Ein Anbieter ist das Hasso-Plattner-Institut (HPI), benannt nach einem der Gründer des internationalen Softwareriesen SAP. Die Voraussetzungen sind rosig: Durch die Zusammenarbeit mit dem Excellence-Schulnetzwerk MINT-EC, zu dem rund 300 Schulen gehören, und wegen der millionenschweren Förderung durch das Bundesministerium für Bildung, steht ein breiter Silberstreif am Horizont. Eine gemeinsame Plattform für alle deutschen Schulen dräut aber im Nebel des Ungewissen. Fast jedes Bundesland treibt eigene Cloud-Projekte voran. Bayern hat „Mebis“, Berlin „Moodle“. In Baden-Württemberg ist das Materialnetzwerk „DiLer“ zu Hause. Niedersachsen entwickelt ebenfalls eine eigene Bildungs-Cloud. In NRW ist man schon einen Schritt weiter. Dort wird „Logineo“ demnächst womöglich einem reinigenden Gewitter zum Opfer fallen und aufgegeben.

Gesucht wird ein Konzept, mit dem die Module unterschiedlicher Anbieter zusammengesetzt werden können. Die größten Probleme liegen beim Datenschutz, beim Urheberrecht der Schulbuchverlage und bei der nötigen Hardware. Praktisch wäre es, den Schülern dafür den privaten Smartphone-Gebrauch zu erlauben. In Bayern ist das aber zum Beispiel flächendeckend verboten. Auch Breitbandanschlüsse mit mindestens 250 Mbit/s fehlen. Eine Schul-Cloud ohne schnelles Internet ist wie ein Platzregen ohne ausreichend Gullis. Wenn Sie nun glauben, ich hätte einen Cloud-Atlas zur Orientierung parat, kann ich nur sagen: Nein, den habe ich nicht, aber stattdessen eine klare Vision zum lernen mit digitalen Medien in der Schule. Und dabei geht Vielfalt vor Einfalt.

Thomas Schmidt, Medien- und Kompetenzexperte entwickelt seit mehr als 15 Jahren mit der Agentur Helliwood Bildungsinitiativen und -programme im Themenfeld digitale Medien. Er vermittelt auf eine eigene Art die faszinierend einfache Botschaft, dass wir alle mit unseren ureigenen Stärken in der Lage sind, in einer voll digitalisierten Welt zu bestehen.

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