Alltagsmomente werden langlebig

Auf einer Geburtstagsfeier unterhielten sich letztens zwei langjährige Freundinnen über eine gemeinsame Einkaufstour in Prag, die inzwischen allerdings mehr als 25 Jahre zurückliegt. Für die beiden Frauen war es auch nicht ganz einfach, sich an alle Details des Geschehens zu erinnern. Und es entbrannte fast ein echter Streit darüber, wie das Kleid aussah, was sich die eine der beiden dabei gekauft hatte. Freundin A war fest überzeugt, dass es ein eher kurzes, dunkelrotes Kleid ohne Ärmel war. Freundin B war ebenso fest überzeugt, sie hätte ein langes, gemustertes Kleid gekauft. – Das Rätsel war an dem Abend partout nicht zu lösen.

Unsere Kinder werden in so einem Moment wahrscheinlich einfach ihr Telefon (oder wie auch immer das Gerät dann heißen wird) zücken und in ihrer Instragram-Chronik (oder wie auch immer das soziale Netzwerk dann heißen wird) nachschauen, welches Kleid Freundin B gekauft hatte. Denn mit hoher Wahrscheinlichkeit wird es dort ein Foto davon geben.

Soziale Medien haben uns nämlich auch etwas gebracht, was in diesem Ausmaß wirklich besonders ist: eine neue Art von Langlebigkeit und „Protokollierung“ von vielen – auch unbedeutenden – Momentaufnahmen unseres Lebens.

Wurden früher Fotos oder Videos meist nur zu bestimmten Anlässen gemacht, aber selten im Alltag, wird heutzutage dank Smartphonekamera jeder Quatsch festgehalten und dank sozialer Netzwerke direkt zugänglich und „haltbar“ gemacht. – Eigentlich doch irgendwie auch ganz schön, oder?

Thomas Schmidt, Medien- und Kompetenzexperte entwickelt seit mehr als 15 Jahren mit der Agentur Helliwood Bildungsinitiativen und -programme im Themenfeld digitale Medien. Er vermittelt auf eine eigene Art die faszinierend einfache Botschaft, dass wir alle mit unseren ureigenen Stärken in der Lage sind, in einer voll digitalisierten Welt zu bestehen.

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