Alles ist wahr

Eine interessante britische Studie hat das Nutzungsverhalten von Kindern und Jugendlichen hinsichtlich digitaler Medien untersucht. Ein Ergebnis der Studie: 20 Prozent der 12- bis 15-Jährigen glauben, dass Informationen wahr sind, nur weil sie von Google angezeigt werden. Und nur rund die Hälfte der Jugendlichen hinterfragt die Glaubwürdigkeit der Suchergebnisse. Die andere Hälfte achtet überhaupt nicht auf die Vertrauenswürdigkeit der angezeigten Websites. Insgesamt hat die Zahl derer zugenommen, die glauben, dass Informationen aus dem Internet „immer wahr” sind.

Einer der großen Vorzüge des Internets ist ja, dass man auch tatsächlich zu (fast) jeder Frage irgendetwas findet. Doch das gleichzeitig Schwierige ist, richtig zu beurteilen, ob diese Informationen etwas taugen oder nicht. Und das Internet ist voll mit Informationsmüll. Welche Informationen sind glaubwürdig und zuverlässig, welchen Informationsquellen kann ich trauen und welchen nicht? – Das ist eine der zentralen Fragen. Ohne eine wichtige, alte Kompetenz – das Beurteilungsvermögen – sind die unzähligen Daten und Informationen, die man im Internet finden kann, nichts wert. Denn ohne Beurteilungsvermögen sind Hirngespinste nicht von Tatsachen, ideologische Ergüsse nicht von sachlichen Diskussionen und wirres Zeug nicht von Fakten zu unterscheiden.

Wie die Studie zeigt, fehlt das nötige Beurteilungsvermögen vielfach, weshalb die Inhalte zu naiv bewertet werden. Das Gleiche gilt allerdings auch für traditionelle Medien: „Das habe ich gelesen“ gilt als unanfechtbarer Beweis dafür, dass eine Behauptung der Wahrheit entspricht. Die Studienergebnisse zeigen deshalb vor allem, dass Medienkompetenz vor allem heißt, dass jemand in der Lage ist, seine traditionellen Kompetenzen – wie zum Beispiel das Beurteilungsvermögen – auf die neuen Medien zu übertragen. Dieser Aspekt wird häufig vergessen, wenn es um die Medienkompetenz geht. Letztlich geht es nicht darum, etwas völlig Neues zu lernen, sondern die bereits vorhandenen Fähigkeiten auszubauen und eben auch bei der Nutzung neuer Medien adäquat einzusetzen.

Thomas Schmidt, Medien- und Kompetenzexperte entwickelt seit mehr als 15 Jahren mit der Agentur Helliwood Bildungsinitiativen und -programme im Themenfeld digitale Medien. Er vermittelt auf eine eigene Art die faszinierend einfache Botschaft, dass wir alle mit unseren ureigenen Stärken in der Lage sind, in einer voll digitalisierten Welt zu bestehen.

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