Absolut verständlich – und trotzdem total nervig

Dass unsere Kinder am liebsten pausenlos an ihren Smartphones oder an unseren Tablets hängen würden, geht vielen Eltern (inklusive mir selbst) auf die Nerven. Bildschirme scheinen eine geradezu magische Anziehungskraft auf junge Menschen auszuüben, gegen die offenbar kein Kraut gewachsen ist. – Doch was ist das eigentlich, was unsere lieben Kleinen an die Geräte fesselt?

Zuerst einmal: Es geht nicht um die Geräte. Es geht um die Sachen, die man damit machen kann. Bildschirme versprechen Zugang zu einer Welt aus Kommunikation, Unterhaltung, Spaß, Informationen und tausend anderen Dingen. Ich bin mir sicher: Könnten naturbelassene Holzbrettchen das Gleiche, würden Kinder nach naturbelassenen Holzbrettchen gieren.

Und was machen die Kinder dann am liebsten mit ihren heißgeliebten Holzbrettchen? – Meiner Erfahrung nach vorwiegend genau das Gleiche wie auf dem Schulhof oder auf dem gemeinsamen Heimweg nach dem Vereinssport oder beim Klönen im Kinderzimmer: Sie quatschen mit ihren Freundinnen und Freunden. Über Gott und die Welt, ohne Punkt und Komma, ohne Zeitgefühl.

In der KIM-Studie 2014 wurde erhoben, welche Funktionen Kinder und Jugendliche in sozialen Netzwerken wie oft nutzen. Ganz vorn bei den täglichen Aktivitäten steht das Chatten. 36 Prozent der Befragten chatten täglich. Die komplette Rangfolge sieht so aus (Quelle: KIM-Studie 2014, S. 37):

  1. chatten (36 %)
  2. Nachrichten an andere verschicken (32 %)
  3. posten, was man gerade so macht (18 %)
  4. bei anderen auf die Pinnwand schreiben (14 %)
  5. Spiele spielen (13 %)
  6. nach Leuten/Kontakten suchen (8 %)
  7. Fotos/Videos einstellen (8 %)

Wenig überraschend umschreiben die ersten vier Punkte mehr oder weniger das Quatschen mit Freundinnen und Freunden. Dazu passt auch, dass laut einer BITKOM-Studie WhatsApp der absolute Spitzenreiter bei den sozialen Medien ist, die von Kindern und Jugendlichen genutzt werden (Quelle: BITKOM-Studie: Jung und vernetzt – Kinder und Jugendliche in der digitalen Gesellschaft, S. 28).

Die digitalen Holzbrettchen machen das Quatschen mit Freundinnen und Freunden nun zusätzlich noch besonders reizvoll, weil man dank ihnen unabhängig ist von Raum und Zeit und sich das Kommunizieren sehr vielfältig gestalten lässt. Man redet eben nicht nur, sondern schickt sich Bilder, Kommentare, Emojis, Songs, Videos und alles Mögliche, was es im #Neuland zu finden gibt.

Dass Kinder und Jugendliche von diesen Möglichkeiten fasziniert sind und sich davon nur ungern losreißen, leuchtet mir absolut ein. – Und trotzdem geht es mir eben auch immer mal wieder total auf die Nerven!

Thomas Schmidt, Medien- und Kompetenzexperte entwickelt seit mehr als 15 Jahren mit der Agentur Helliwood Bildungsinitiativen und -programme im Themenfeld digitale Medien. Er vermittelt auf eine eigene Art die faszinierend einfache Botschaft, dass wir alle mit unseren ureigenen Stärken in der Lage sind, in einer voll digitalisierten Welt zu bestehen.

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